Es war wie immer ein rundum gelungener Abend. Unsere hohen Erwartungen wurden voll erfüllt. Harry hatte sich diesmal das Thema Cabernet Sauvignon “Around the world” ausgesucht und ich habe die vermeintlich passenden Käse dazu präsentiert. Wir wollten den Fragen nachgehen:
- Welches sind die drei besten Cabernet Sauvignon?
- Welches sind die drei besten Käse zum Cabernet Sauvignon?
Zunächst einmal führten Harry und Daniel unser Weinwirtschaftler aus, was das Typische am Cabernet Sauvignon ist:
Das Profil des Cabernet Sauvignon
Cabernet Sauvignon ist eine der renommiertesten und besten Rotwein-Rebsorten, die weltweit auf insgesamt bis zu 250.000 ha (2006) kultiviert wird und damit hinter Airen an zweiter Stelle der meistverbreiteten Rebsorten steht; Frankreich besitzt heute nur noch ein gutes Viertel der gesamten Cabernet-Sauvignon-Bestände. Es handelt sich um eine Kreuzung aus Cabernet franc und Sauvignon blanc, was auch ihren Namen erklären würde.
Der Cabernet Sauvignon stellt das Fundament eines typischen Bordeaux-Cuvée dar. Hauptsächlich werden für die Rotweine aus dem Bordeaux die drei Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc verwendet. Gelegentlich findet sich auch noch ‚Carménère’ in Bordeaux – Cuvées. Die Rebsorte Cabernet Sauvignon ist im Bordeaux beheimatet, wird mittlerweile allerdings rund um den Globus angebaut und sehr geschätzt. Dies führte Harry zu dem Thema dieses Abends „Cabernet Sauvignon – All around the world“.
Charakteristika des Cabernet Sauvignon
Charakteristisch für die Rebsorte sind die tiefdunkle rote Farbe, sowie der typische Duft nach Zedernholz, schwarzen Johannisbeeren und blauen Beeren. Geschmacklich dominiert beim Cabernet Sauvignon ein intensiver Fruchtgeschmack mit reichhaltiger Säure. Abgerundet wird das Geschmacksprofil durch Noten von Pfeffer, Paprika und süßem Tabak. Da die Weine meist im Barrique ausgebaut werden, kommt noch eine würzige Vanille Note hinzu. Der wuchtige Geschmack des Cabernet Sauvignon entsteht durch die im Vergleich kleinen Beeren, die hauptsächlich davon leben, dass durch weinanbauliche Maßnahmen eine sehr dicke Schale entsteht. Diese feste Beerenhaut eignet sich für lange Standzeiten auf der Maische. Diese macht letztlich die Kräftigkeit diese Weines aus.
Die Käse zum Wein
Neben der Weinprobe sollte natürlich ein weiteres Highlight die Verkostung der vermeintlich passenden Käse zum Wein sein. Bei der Vorbereitung zu diesem Abend stieß ich in der Literatur stets auf die Empfehlung Hartkäse dazu zu reichen. Das liegt auch nah, weil Hartkäse ebenfalls ein sehr kräftiges Geschmacksprofil aufweist. Eine ganz einfache Regel besagt:
- Milde Käse mögen dezente Weine, insbesondere Weißweine
- Kräftige Käse verlangen vollmundige, kräftige Weine
- Intensive Blauschimmel passen gut zu Süßweinen
Nichtsdestotrotz habe ich auch milde Weichkäse und Ziegenkäse sowie einen Blauschimmel mit ausgewählt, weil wir auch Experimente wagen wollten. Insgesamt haben wir 10 verschiedene Käsesorten verkostet.
Aber jetzt sollte es endlich losgehen. Wir wollten die Fragen beantworten:
Welches werden unsere Top 3?
Die Weine
1. Château Doyac, 2005, Haute-Medoc, Bordeaux, ca. 10 €
Die metallische Nase fiel auf, geschmacklich klar nach Brombeere, weitere Noten kaum wahrnehmbar, na ja, war der erste auf der Liste, es kommen ja noch mehr.
2. Allesverloren, 2009, Swartland, Südafrika, ca. 12 €
Der Name für diesen Wein ist durch ein echtes Desaster entstanden. Den Eigentümern ist einmal das komplette Weingut abgebrannt und sie haben es mühsam wieder aufbauen müssen. Der Wein hat eine sehr bullige Nase, geschmacklich facettenreicher als der Château Doyac nach Kirsche, Brombeere, Pfeffer, wir finden zu viel Säure, Ergebnis: ganz ok.
3. Montes Alpha, 2006, Vall de Colahagua, Chile, ca. 15 €
Wir bleiben auf der Südhalbkugel und gehen weiter nach Chile. Hier wird seit geraumer Zeit ziemlich guter Wein hergestellt. Montes ist ein sehr großes Weingut und Alpha ist deren Bezeichnung für deren besonders gute, reine Cabernet Sauvignon Qualität. Wow, die Nase sagt: Ganz klar schwarze Johannisbeere (Cassis) und auch aromentechnisch dominiert diese Beere klar. Im weiteren Verlauf kommt Lakritz. Insgesamt ein sehr intensiver Wein. Cool, aber klar Johannisbeere. Subtilere Noten sind nur sehr schwer zu erfassen.
4. Château Chasse-Spleen, 2003, Cru Bourgeois, Moulis, Bordeaux, ca. 20 €
Schade, dieser Wein wäre wahrscheinlich schön gewesen – ein ganz weicher, runder, sanfter Kandidat. Aber leider korkt der Wein. Riecht dementsprechend nach feuchtem, modrigem Holz. Sehr ärgerlich. Da bleibt leider nur der Weg in den Crachoir (Spucknapf, bei den Franzosen hört sich einfach alles gut an).
5. Château Gruaud Larose, 2001, 2eme Grand Cru Classé, Saint-Julien, Bordeaux, ca. 35 €
Aaah, Geruch nach Stall pur, den viele in unserer Runde lieben. Sehr komplexe Aromen von Himbeere, Erdbeere, rote Johannisbeere. Insgesamt wahnsinnig lang. Ein toller Tropfen.
6. DR II, 2006, Napa Valley, Kalifornien, ca. 40 €
In den 70er Jahren hat dieser Kalifornier in einer Blindprobe unter ausschließlich Bordeaux gewonnen. Ein echter Spitzenwein aus dem Napa Valley. Mit fast 15% hat er ordentlich Punch. Es ist in unserer Verkostungsrunde der erste Wein, wo Nase und Gaumen perfekt harmonieren, insgesamt sehr beerig, fetter als mancher Bordeaux. Beide Daumen hoch!
7. Bremerton, 2006, Longhorne Creek, Australien, ca. 40 €
Jetzt wird es heiß! Am Stock schon teilweise eingetrocknete Beeren erzeugen ein fruchtiges, süßes, leicht scharfes Geschmackserlebnis. Insgesamt ist der Bremerton der Wein mit der größten Süße. Er hat 15,5% – die man aber nicht schmeckt. Ein wirklich heißer Stoff. Beide Daumen hoch!
1. Bremerton, 2006, Longhorne Creek, Australien 2. Château Gruaud Larose, 2001, 2eme Grand Cru Classé, Saint-Julien, Bordeaux 3. DR II, 2006, Napa Valley, Kalifornien
Wusstet Ihr übrigens, dass Frankreich das einzige Land ist, das eine eigene Einheit für die Länge des Abgangs hat? Daniel erklärte uns diese heißt „Caudalie“. Wahrscheinlich findet diese im alltäglichen Gebrauch eher weniger Anwendung, aber die Geschichte ist trotzdem nett: Meist wird beim Abgang eines Weins vorwiegend auf dessen Dauer oder Länge, die Persistenz, wie Fachleute sagen, geachtet. Sie gilt als untrügliches Qualitätsmerkmal. Große und vielschichtige Weine klingen am Gaumen sekunden-, manchmal auch minutenlang nach. In Frankreich wird diese Dauer – eben eine „caudalie“ – sogar mit der Stoppuhr gemessen. Eine „caudalie“ entspricht einer Sekunde.
Die Käse
Die Käse habe ich diesmal in der Fromagerie francaises in der Dorotheenstraße in Hamburg erstanden. Dieser Fachhandel existiert bereits seit 30 Jahren. Hier wird man exzellent und freundlich beraten.
1. Scharfer Max – ein leicht scharfer Halbhartkäse aus Kuhmilch, Schweiz, Käserei Studer in Hatswil. Interessant – die Schärfe geht vollkommen verloren, sobald man den Käse mit Cabernet Sauvignon genießt. Isoliert schmeckt er fantastisch, leicht scharf nach Paprika und Pfeffer.
2. Mimolette – intensive orange-braune Farbe, Hartkäse aus Kuhmilch, Frankreich, Lille . Durch die intensive orange-rote Farbe wird der Mimolette zum unverwechselbaren Hingucker auf jeder Käseplatte. Er ist der „Härteste“ unter allen präsentierten Käse. Daher sollte er eigentlich gut zu Cabernet Sauvignon passen. Ist aber nur eingeschränkt so. Er liebt es mild. Besser mit fruchtigen Weißweinen degustieren. Er schmeckt fein-nussig, einfach richtig gut. Bei Rotwein ausschließlich zu den jungen Weinen genießen.
3. Appenzeller kräftig-würzig (surchoix), Schnittkäse aus Kuhmilch, Schweiz, Appenzell, mindestens 4 Monate gelagert. Einfach TOP. Der Appenzeller kräftig-würzig kann alle Gäste überzeugen. Er ist der Käse, der universell einsetzbar war an diesem Abend in Verbindung mit leichten als auch sehr schweren Cabernet Sauvignon. Beide Daumen hoch für den Appenzeller.
4. Comté 3 Jahre – Hartkäse aus Kuhmilch, Frankreich, Jura-Massiv. Dieser Herbst-Comté lässt sich als reichhaltig, süßlich, fruchtig und leicht erdig beschreiben. Er hat wunderbar mit dem Wein harmoniert. Beide Daumen hoch für dieses Käsemeisterwerk.
5. Die Reife Verführung – Halbhartkäse aus Kuhmilch, Schweiz . Dieser Käse hat einen herrlichen Schmelz wie weiße Schokolade. Er schmeckt salzig, aromatisch-würzig und so wie man sich vorstellen würde, dass ein Schweizer Heustall schmeckt. nach Heustall. Passt hervorragend zum Wein.
6. Lac Noir – Halbhartkäse aus Kuhmilch, Schweiz, Kanton Freiburg, ein würziger Bergkäse, absolut rund. Werde ich ab jetzt häufiger auf Käseplatten präsentieren. Zum Cabernet Sauvignon war er aber nicht ideal. Besser einen fruchtigen Weißwein ausprobieren.
7. Chevre Pardou fermier, halbfester Schnittkäse aus Ziegenrohmilch, Pyrenäen Frankreich . Der ideale Ziegenkäse für alle, die sich das erste Mal mit Ziegenkäse beschäftigen. Sehr schöne Konsistenz. Zu Beginn schmeckt man typisch „Stall“ und dann wird der Geschmack sehr schnell zu „Kuh“ und hinterlässt einen milden Nachgeschmack. Dieser Käse passt zumindest besser als der Coloummiers zu Cabernet Sauvignon, aber sollte lieber zu einfachen, soliden Tafelweinen genossen werden.
8. Crottin de Chavignol – Hartkäse aus Ziegenmilch, Frankreich, Loire-Tal . Ein sehr harter, kleiner, runder Ziegenkäse mit einem mild-würzigen, eleganten Geschmack. Sehr lecker. Passt aber deutlich besser zu einem Sancerre. Finger weg in Verbindung mit Rotwein.
9. Coulommiers – ein würziger Weichkäse aus Kuhmilch für alle, die mal was anderes als Brie de Meaux genießen wollen, Frankreich, Ile de France und Champagne , 45% – 50% Fett i. Tr. . Mildes, fein-nussiges, leicht pilziges Aroma. Traumkäse, aber besser mit Champagner genießen. In Verbindung mit Cabernet Sauvignon entsteht ein metallischer Nachgeschmack.
10. Fourme d’Ambert – edler Blauschimmelkäse aus Kuhmilch, Frankreich, Auvergne, deutlich milder als der große Bruder Roquefort. Passt besser zu Süßweinen. In unserer Runde ging das Experiment zumindest in Kombination mit dem Bremerton aus Australien gut aus.
Es war wie erwartet ein toller Abend mit vielen intensiven Gesprächen, ausgezeichneten Weinen und leckeren Käse. Ganz herzlichen Dank an die Gastgeberin Inken, die diesmal sogar die Tischsets gebügelt hat, an Harry, der uns mit seinem umfassenden Weinwissen in seinen Bann gezogen hat, an Daniel unseren Weinwirtschaftler, der beeindruckend die Hintergründe erklären kann, an Anton der verantwortlich für die fantastischen Foodshots war und natürlich an alle Freunde, die genauso wie ich dieses tolle Event so genossen haben. Quelle: Brockhaus Wein Auflage von 2009 (ISBN: 978-3-7653-0282-4)
Und nicht zu vergessen, ein Bregenzerwälder Bergkäse aus Rohmilch mindestens 12 Monate gelagert, erhältlich im Foyer der KäseStraße Bregenzerwald, eignet sich besonders zu diesen edlen Weinsorten.
Sehr spannende Sache! Und alleine vom Lesen bekommt man Appetit auf so eine Veranstaltung. Toll!