Es war ein rundum gelungener Abend. Daniel unser Weinwirtschaftler hatte ein ganz besonderes Thema zur heutigen Weinprobe vorbereitet. Gespannt hörten wir seinen Ausführungen zu und genossen die beeindruckende Auswahl. Daniels Thema war „Rieslinge aus der Pfalz“.
Das Besondere – wir sind nicht nach Jahrgängen oder aufsteigenden Qualitätsstufen vorgegangen, sondern haben die Probe orientiert nach Bodenlagen aufgebaut. Ich habe die vermeintlich passenden Käse dazu ausgewählt. Unsere Runde wollten den folgenden Fragen nachgehen:
- Welches sind die drei besten Riesling aus der Pfalz?
- Welches sind die drei besten Käse zum Riesling?
Zunächst einmal führte Daniel aus, was das Typische an Rieslingen aus der Pfalz ist.
Das Profil von Riesling
Riesling ist mit ca. 24.000 Hektar Anbaufläche die bedeutsamste Rebsorte Deutschlands. Damit nimmt er einen Anteil von 22,4% der gesamten Weinanbauflächen ein. Die Pfalz ist wiederum mit 5.600 Hektar das größte Anbaugebiet innerhalb von Deutschland, dicht gefolgt von der Mosel mit 5.300 und dem Rheingau mit 2.477 Hektar. Weltweit werden ca. 65.000 Hektar angebaut, wovon die USA gefolgt von Australien die Plätze zwei und drei belegen.
Zunächst einmal führte Daniel aus, was das Typische an Rieslingen aus der Pfalz ist:
Charakteristika des Riesling aus der Pfalz
Riesling ist eine bestimmende Größe in der Pfalz und unterscheidet sich durch eine mildere Säure im Vergleich zu anderen Anbauregionen. Klimatisch ist die Region hauptsächlich durch das Haart Gebirge bestimmt, welches ein Hindernis für Kalt- und Regenfronten darstellt. So zeigt sich ein wärmeres Klima was breitere, reichere und körperreiche Weine hervorbringt.
Das Spektrum des Rieslings in der Pfalz ist so groß, wie der Boden auf dem er wächst. Es entstehen fruchbetonte Weine mit einer spürbaren Säure genauso wie kräftig, markante Weine mit einem großen Körper. So bietet die Pfalz für jeden Gaumen und Anlass den richtigen Wein.
Die Käse zum Riesling
In meinen Vorüberlegungen zur Käseauswahl habe ich mich erinnert, dass ich einmal einen ganz wunderbaren Käse mit Kräuteraromen zu einem Riesling genossen habe. Das hat hervorragend harmoniert. Daher habe ich bei meiner heutige Auswahl neben der Konzentration auf eher milde, elegante, sahnige und säurebetonte Käse einen Fokus auf Käse mit Kräutern gelegt.
Eine ganz einfache Regel besagt:
- Milde Käse mögen dezente Weine, insbesondere Weißweine
- Kräftige Käse verlangen vollmundige, kräftige Weine
- Intensive Blauschimmel passen gut zu Süßweinen
Nichtsdestotrotz habe ich auch zwei Ziegenkäse sowie einen Blauschimmel ausgewählt, um zu experimentieren, was noch möglich ist. Insgesamt haben wir 8 verschiedene Käsesorten verkostet.
Aber jetzt sollte es endlich losgehen. Wir wollten die Fragen beantworten:
Welches werden unsere Top 3 Weine und Käse?
Die Weine
Hier die Degustationsreihenfolge aller Rieslinge aus der Pfalz, die sich durch ihre Bodenlagen unterscheiden:
1. Weingut Lukashof, 2012, Forster Stift , ca. 6,90 €
Begonnen haben wir mit einer recht neutralen „Sand-Lage“. Die mineralische Nase fiel auf, geschmacklich recht fruchtbetont, weitere Noten kaum wahrnehmbar, er ist wenig filigran dieser Wein hatte mit schätzungsweise 7 – 9 g einen etwas erhöhten Restzuckergehalt. 3,5 – 7 g sind normal. Passabler Wein mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.
2. Bernhard Koch, 2011, Hainfelder Letten, ca. 14,90 €
Wir gehen weiter zu einer Ton-Lehm-Lage. Dieser Wein hatte einen leicht erhöhten Kohlensäuregehalt und kräftige Pfirsich-Noten. Der Ton-Lehmboden speichert zwar sehr viel Wasser, bindet dieses aber sehr stark und somit ist es für die Rebe fast unlösbar im Boden. Das inspirierte Daniel zu dem folgenden Zitat einer chinesischen Winzerin: „Weine sind wie Menschen, je mehr sie ums Überleben kämpfen müssen, umso stärker zeigen sie ihren wahren Charakter“. Passabler Wein.
3. Pfeffingen, 2011, Herrenberg, ca. 23 €
Ein sehr interessantes großes Gewächs aus einer Kalkstein-Lage. Sein volles Aroma entfaltet er ernst wenn man ihm mehr Zeit zum Atmen gibt und dann wird er von Minute zu Minute besser. Sehr komplexe Aromen. Am Besten den 2011 Jahrgang noch 3 Jahre liegen lassen. Ein Großes Gewächs definiert sich unter anderen Faktoren übrigens dadurch, dass per Handlese maximal 50 Hektoliter je Hektar geerntet werden. Üblich sind das Doppelte. Durch den konsequenten Rückschnitt der Reben, konzentrieren sich die ganzen Aromen in weniger Trauben.
4. Dr. Bassermann-Jordan, 2011, Ölberg, ca. 34 €
Ähnelt der Nummer 2 vom Weingut Bernhard Koch sehr. Er weist ebenfalls eine erhöhte Restsüße auf, aber nur leicht. Ganz ehrlich? Die 20€ Unterschied schmecken wir ihm nicht ab. Aber ebenfalls ein passabler Wein.
5. Pfeffingen, 2011, Weilberg, Spätlese ca. 15 €
Wer hat die Spätlese eigentlich erfunden? Schloss Johannisberg hat’s erfunden. Aber total unfreiwillig. Zu jener Zeit gehörte das Weingut dem Fürstbischof von Fulda, dessen Genehmigung zur Ernte eingeholt werden musste. So wurde ein Reiter losgeschickt um die Erlaubnis einzuholen, doch verspätete er sich in dem Jahr aus unbekannten Gründen. Als er dann eintraf mit der Erlaubnis, waren die Weinberge schon mit Fäule befallen und man glaubte die Ernte verloren. Doch man ließ sich nicht beirren und baute die Weine dennoch aus. Und da plötzlich war die Spätlese geboren – mit ihrem ganz komplexen, dichten, konzentrierten Aroma. Von da an ließen sie es noch gemütlicher angehen. Trotz dieser schönen Anekdote – uns hat diese Spätlese nicht gefallen aufgrund ihrer enormen Süße. Das war eigentlich schon ein Dessertwein.
6. Meßmer, 2011, Schäwer GG, Burrweiler, ca. 21 €
Der Name seiner Lage erschließt sich schon durch seinen Namen „Schäwer“. So spricht der Pfälzer wohl „Schiefer“ aus. Und so schmeckt er auch. Dieses große Gewächs schmeckt herrlich nach nassem Schiefer. Eigentlich war es Sünde den 2011 Jahrgang aufzureissen, den hätten wir uns mal 10 Jahre weglegen sollen. TOP Wein!
7. Forster Winzerverein, 2012, Forster Ungeheuer, Kabinett ca. 17,90 €
Dieser Riesling wuchs auf einer Buntsandsteinlage (Ton-Sand-Gemisch). Schöne Säure, deutliche Apfelaromen, knackig-präsent, aber der Tiefgang fehlt. Ein passabler Wein.
8. Dr. Bassermann-Jordan, 2011, Forster Pechstein, Kabinett ca. 34 €
Ein wirklich ganz großes Gewächs von der Basalt-Lage. Ein sehr komplexer und filigraner Wein. Mit einer deutlichen Säure und Aromen von Pfirsich-Aprikose. Echter Wahnsinn. Sehr zu empfehlen.
1. Dr. Bassermann-Jordan, 2011, Forster Pechstein, Kabinett ca. 34 € 2. Meßmer, 2011, Schäwer GG, Burrweiler, ca. 21 € 3. Pfeffingen, 2011, Herrenberg, ca. 23 €
Die Käse zum Riesling
Die Käse habe ich wieder in der Fromagerie francaises in der Dorotheenstraße in Hamburg erstanden. Dieser Fachhandel existiert bereits seit 30 Jahren. Hier wird man exzellent und freundlich beraten. Der Besitzer nimmt sich gerne die Zeit und seine Leidenschaft ist einfach mitreißend.
1. Allgäuer Wildblumenkäse – ein Halbhartkäse mit wilden Blumen und Kräutern ummantelt, aus Kuhmilch, Allgäu Deutschland,
2. Delice de Bourgogne – Triple cream Weichkäse aus pasteurisierter Kuhmilch, Burgund, Frankreich. Aaaaahhhh, oooohhhh, mmmmhhh, es ist so einfach diesen Käse zu beschreiben. Dank seiner herrlichen 75% Fett i. Tr. schmeckt der Delice so sahnig und cremig, dass man nie mehr aufhören m möchte ihn zu essen. Geht sehr gut zu Riesling.
3. Fourme d’Ambert – edler Blauschimmelkäse aus Kuhmilch, Frankreich, Auvergne, deutlich milder als der große Bruder Roquefort. Passt besser zu Süßweinen. In unserer Runde ging das Experiment zumindest in Kombination mit der Spätlese gut aus.
4. Salers – halbfester Schnittkäse aus Rohmilch von dem Salers-Rind, aus der gleichnamigen Stadt Salers, Auvergne, Frankreich. Ein Käse mit einem fein-säuerlichen Aroma. Passt sehr gut zum Riesling. Der Salers wird aus Milch von Kühen hergestellt, die auf Sommerwiesen weiden. Im Winter wechselt er seinen Namen und wird zum „Cantal“. Dann wird an die Kühe Heu verfüttert.
5. Clochette – Weichkäse aus Ziegenrohmilch, aus Poitou-Charentes, Süd-West-Frankreich . Der Clochette wurde nach seiner charakteristischen Form benannt denn Clochette heißt übersetzt soviel wie „Kleine Glocke“. Er hat eine sehr schöne Konsistenz wie Frischkäse unter seinen weißen Rinde. Er schmeckt leicht säuerlich und nicht zu intensiv nach Ziege. Isoliert ein ganz herrlicher Käse. Allerdings passt er überhaupt nicht zum Riesling. Sein intensiver Nachgeschmack verträgt sich nicht gut mit den Riesling-Aromen. Damit wird man einem Riesling nicht gerecht.
6. Coulommiers – ein eleganter Weichkäse aus Kuhmilch für alle, die mal was anderes als Brie de Meaux genießen wollen, Frankreich, Ile de France und Champagne , 45% – 50% Fett i. Tr. . Mildes, fein-nussiges, leicht pilziges Aroma. Ein toller Käse, ideal zu Riesling. Zu Rotwein würde allerdings ein metallischer Nachgeschmack entstehen.
7. Lorenthym – Weichkäse aus Ziegenmilch, Frankreich, kleiner flacher Käse in ovaler Form ummantelt von einer weißen Rinde mit Thymian-Aromen. Schmeckt ausgezeichnet mild, säuerlich und nach Thymian. Passt nur leider aufgrund des Nachgeschmacks, ebenfalls nicht zu Riesling.
8. Manchego mit Rosmarinrinde – Hartkäse aus Schafsmilch, Spanien. Wow!!! Das ist ein Käse und das passt so gut zusammen. Wunderbar diese intensive Kräuternote zum Wein.
9. Die Reife Verführung – Halbhartkäse aus Kuhmilch, Schweiz . Dieser Käse hat einen herrlichen Schmelz wie weiße Schokolade. Er schmeckt salzig, aromatisch-würzig und so wie man sich vorstellen würde, dass ein Schweizer Heustall schmeckt. Passt gut zum Riesling.
10. Langres – Weichkäse aus pasteurisierter Kuhmilch, Champagne, Frankreich. Seine Farbe variiert zwischen hellgelb und rotbraun, wobei eventuell ein leichter weißer Flaum auftreten kann. Der Langres wird während seiner Reifung, die 15-21 Tage dauert, nie umgedreht. Daher erlangt er während dieser Zeit seine so ausgeprägte hohle Form. Man spricht hierbei von der Fontäne. Passt gut zum Riesling.
- Allgäuer Wildblumenkäse – ein Halbhartkäse mit wilden Blumen und Kräutern ummantelt, aus Kuhmilch, Allgäu Deutschland
- Delice de Bourgogne – Triple cream Weichkäse aus pasteurisierter Kuhmilch, Burgund, Frankreich
- Manchego mit Rosmarinrinde – Hartkäse aus Schafsmilch, Spanien
Es war ein sehr informativer, geselliger Abend mit ausgezeichneten Weinen, leckeren Käse und einer sehr harmonischen, sympathischen Gruppe.
Ganz herzlichen Dank an den Gastgeber Daniel, der uns mit seinem umfassenden Weinwissen in seinen Bann gezogen hat und beeindruckend die Hintergründe erklären kann und natürlich an alle Freunde, die genauso wie ich dieses tolle Event so genossen haben.
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Einen Wein-Käse Abend habe ich mir auch schon lange nicht mehr gegönnt. Es dürfte wohl mal wieder an der Zeit sein