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Der Unterschied zwischen Bio-Käse und konventionellem Käse

Der größte Unterschied zwischen Bio-Käse und konventionellem Käse liegt in dem Rohstoff Milch. Die besseren Lebensbedingungen der Milchkühe und ökologisch angebautes Futter zeichnen Bio-Milch aus. Bei der Herstellung dürfen problematische Zusatzstoffe nicht verwendet werden. Aber auch Bio ist kein Bürge für uneingeschränktes Tierwohl.  Schauen wir also genauer hin was die Unterschiede bei der Produktion von Bio-Käse im Vergleich zu konventionellem Käse sind:

1. Der Lebensraum der Kühe

Einer der wohl grundlegendsten Unterschiede von Bio-Kühen und konventionellen Kühen ist die Größe des Lebensraumes und der Auslauf. Bio-Kühen ist der Weidegang oder zumindest Auslauf im Laufhof vorgeschrieben. Schaut man genauer nach in den EU-Biorichtlinien ist für Bio-Milchkühe eine Stallfläche von mindestens 6 qm und eine Freilandfläche von mindestens 4,5 qm pro Kuh vorgesehen (exklusive Weidefläche). Bio-Kühe liegen in ihren Boxen auf Stroh. Das macht beim Ausmisten mehr Arbeit, bedeutet für die Tiere aber mehr Komfort.

Kühe müssen kalben, damit sie Milch geben. Das ist auch bei Bio-Kühen nicht anders. Aber auch dort werden die Kälber nach ein oder zwei Tagen von ihren Müttern getrennt. In Bio-Betrieben erhält das Kalb in den ersten 12 Wochen seines Lebens allerdings ausschließlich Milch, da Milch das natürlichste Futtermittel ist. Bei konventionellen Kälber sind auch Milchersatzstoffe erlaubt.

Bei der konventionellen Milchkuh ist keinerlei Auslauf vorgeschrieben und es gibt nur eine gesetzlich vorgeschrieben Größe für die Fläche der Liegeboxen, die mindestens drei Quadratmeter beträgt. Die Massentierhaltung der modernen Landwirtschaft strebt danach, eine maximale Menge an Milch so schnell und günstig wie möglich zu produzieren, und das bei minimaler Platzanforderung.

Aber auch hier ist die Welt nicht nur schwarz-weiß. Es gibt auch konventionelle Käsereien, die ihre Kühe in den Sommermonaten monatelang auf die Weideflächen und Almen lassen, damit sie Auslauf haben und viel frisches Gras fressen können. Viele dieser Käsereien arbeiten nach den AOC-Richtlinien. Beispielsweise die Käsereien Appenzeller, Comté oder Emmentaler um nur einige zu nennen.

Unterschied konventioneller Käse zu Bio-Käse

2. Die Gesundheit der Ackerböden

Die Böden werden ohne Einsatz von Pestiziden, synthetischen Stickstoffdüngern oder Abwasserschlamm bestellt. Stattdessen sichern Biobauern die Bodenfruchtbarkeit mit einfachem Tiermist und bauen immer wieder unterschiedliche Pflanzen an. Dadurch werden dem Boden nicht einseitig Nährstoffe entzogen und er bleibt so auf natürliche Weise fruchtbar.

3. Das Futtermittel

Bio-Kühe müssen mit möglichst im eigenen Betrieb erzeugten Bio-Futter versorgt werden. Das Bio-Futtermittel besteht in den Sommermonaten überwiegend aus frischen Gras von den Weiden. Im Winter wird Heu und Silage und zu einem geringem Anteil Bio-Kraftfutter verfüttert. Gentechnisch verändertes Futter ist bei Öko-Kühen tabu. Konventionelle Futtermittel können zu 100% aus Silage bestehen bei einem hohen Kraftfuttereinsatz.

Silage wird meistens aus Gras, Heu oder Mais hergestellt. Diese Rohstoffe werden durch die Zugabe von Milchsäurebakterien zum Gären gebracht und dadurch haltbar gemacht. Kritisch an Silage können Fehlgärungen sein, die heftigen Durchfall, Blähungen und Koliken bei den Kühen verursachen können und somit sogar lebensbedrohlich sein können.

Um eine hohe Milchleistung zu erzielen, wird konventionellen Kühen immer mehr Kraftfutter verfüttert. Dieses Kraftfutter besteht überwiegend aus Getreide, Resten der Zucker- und Stärkeherstellung sowie Raps- und Sojaschrot. Hochleistungstiere, die über 10.000 Liter Milch pro Jahr geben, erhalten oft mehr Kraftfutter als herkömmliches Futter. Zu viel Kraftfutter ist für die Tiere nicht nur eine enorme körperliche Belastung und führt nicht selten zu Krankheiten wie zum Beispiel Euterentzündungen, sondern ist auch ein ökologisches Problem. So wird inzwischen Soja in abgerodeten Regenwaldgebieten angebaut, um damit in Deutschland Milch zu erzeugen.

Je mehr frisches Gras, Heu, Klee oder Kräuter und Wildblumen an die Kühe verfüttert werden, desto besser für das Tier, die Ackerböden und somit für die Natur als auch den Geschmack der Milch. Darüber hinaus enthält Milch aus viel Grünfutter nachgewiesen mehr gesunde mehrfach ungesättigte Fettsäuren.

Bio-Heu für Bio-KäseBio-Heu-Bio-KäseHormone und Antibiotika dürfen sowohl in der ökologischen als auch der konventionellen Tierhaltung nur bei Krankheit verabreicht werden. Wenn einer kranken Kuh im Biobetrieb nicht mit homöopathischen Mitteln und pflanzlichen Arzneimitteln geholfen werden kann, darf zum Wohle des Tieres auch ein Antibiotikum verabreicht werden. Allerdings gelten dann besonders strenge Wartezeiten für die Produkte – ca. 10 Tage – doppelt so lange wie bei konventioneller Milch.

4. Die Herstellung

Verboten laut EG-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau sind Konservierungsstoffe in Käserinde wie zum Beispiel Natamycin (E235). Viele konventionelle Hersteller sprühen das Antibiotikum auf die Käserinde, um Schimmelpilze abzutöten. Beim abgepacktem Käse ist Natamycin deklarationspflichtig aber leider nicht an der Käsetheke. Es wird in jedem Fall empfohlen die Rinde von mit Natamycin behandeltem Käse großzügig abzuschneiden (bis 5mm in den Käse hinein). Darüber hinaus dürfen bei Bio-Käse keine künstlichen und naturidentische Aromen, synthetische Vitamine, Beta-Carotin zur Käsefärbung, Natriumnitrat und Lysozym als Konservierungsstoffe bei der Käsereifung eingesetzt werden.

Erlaubt sind Ultrahocherhitzung und Homogenisierung der Milch, Pflanzenkohle, Natriumlactat und Natriumcitrat als Schmelzsalze, Calciumchlorid zur Milchgerinnung, Carotinoide und natürliche Aromen.

Fazit: Unterschied zwischen Bio-Käse und konventionellem Käse

Auch Bio ist nicht zwangsläufig Garant für artgerechte Tierhaltung. Es ist sicher unstrittig, dass 6 qm Stallfläche bzw. 4 qm Auslauffläche nicht unseren romantischen Vorstellungen von glücklichen Bio-Kühen entspricht. Man muss also genauer hinsehen. Kleine private Käsereien oder Käse mit AOC-Siegel können teilweise bessere Lebensbedingungen bieten für die Tiere auch wenn nicht Bio draufsteht.

Die Milch wird vor allem mit Grünfutter und Weidegras erzeugt, was sich positiv auf die Gesundheit der Tiere, den Geschmack der Milch und das Vorhandensein von wertvollen mehrfach ungesättigten Fettsäuren auswirkt.

Schlussendlich unterstützt man mit dem Konsum von Bio-Käse gesunde Böden und trägt dazu bei, dass weniger Urwald in Regenwaldgebieten zerstört wird und weniger Mais- und Sojamonokulturen in Deutschland angebaut werden. Diese Flächen direkt den Tieren zum Grasen zur Verfügung zu stellen, wäre doch mal ein Anfang. Dazu müssen wir Verbraucher dann aber auch bereit sein etwas mehr zu zahlen.

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Quellen:
Verbraucherzentrale HH
Landwirtschaftskammer

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Melanie Erler

Mel - liebt Käse, Wein und gute Gespräche, fotografiert mit einer Canon EOS 600D, lebt in Hamburg, pfeift auf Kalorien, ist immer auf der Suche nach Lebensmitteln mit außergewöhnlicher Qualität und freut sich über Mails: daskaesewerk@gmail.com. Du findest Mel auch auf Google+ und Facebook

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Melanie,
    vielen Dank für den interessanten Artikel. Bei meiner Recherche zu bio-öko-Verordnungen finde ich leider immer nur die Regelungen, wie es in der Bio-Landwirtschaft geregelt ist, nicht aber, welche Verordnungen für die konventionelle Landwirtschaft gelten. Interessant daher, beides im Vergleich zu sehen. Ich würde mir nur noch die Quellen dazu wünschen, speziell die zu den Regelungen im konventionellen Bereich.
    Viele Grüße,
    Verena

    Antworten

  2. Hallo liebe Mel!
    Ich bin ganz zufällig auf deine Seite gestoßen und freue mich über die wunderbaren Artikel über Käse! Besonders dieser hier hat mich interessiert, da ich seit langem auf der Suche nach einer Marke bin, die ihre Milchkühe so artgerecht wie nur irgend möglich hält.
    Hast du zufällig so eine Marke schon gefunden? Welche kannst du mir empfehlen? Es muss nicht zwangsläufig bio sein, wenn es nur den Tieren so gut wie möglich geht.

    Liebe Grüße
    Sarita

    Antworten

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